Antoni Tàpies
Zentral im Schaffen von Antoni Tàpies ist der Umgang mit Textur und Materie. Doch verweigert er sich der formalen Analyse der ästhetischen Möglichkeiten der Materie. Er konzentriert sich vielmehr auf die Suche nach ihren magischen Eigenschaften und ihrem Verwandlungspotential.
Tàpies fand über den Surrealismus 1954 zu seiner persönlichen Ausdrucksweise. Für sich lehnt er den Begriff der abstrakten Malerei ab, da er keine Beschränkung für seine Kunst akzeptiert. Das bedeutet jedoch keine Rückkehr zur figurativen Malerei. Die Absenz der Primärfarben in seiner Malerei begründet er mit der von ihm empfundenen Übersättigung mit Farben durch Umgebung und Werbung. Er habe eine regelrechte Allergie dagegen entwickelt. Zudem drückten die Farben, die er gefunden habe und in seinem Werk verwende, am besten die Mystik aus und gingen tiefer.
Einklappbarer Inhalt
Lebenslauf und Ereignisse
Kindheit und künstlerische Anfänge (1923–1945)
Antoni Tàpies wurde am 13. Dezember 1923 in Barcelona geboren. In einer kulturell und politisch engagierten Familie aufwachsend, entdeckte er früh seine Begeisterung für Kunst. Mit 17 Jahren zwang ihn eine schwere Tuberkulose-Erkrankung zu langer Genesung, während der er begann, intensiv zu zeichnen und sich autodidaktisch weiterzubilden.
Wechsel zur Kunst und frühe Erfolge (1946–1953)
1946 brach Tàpies sein Jurastudium ab, um sich ganz der Kunst zu widmen. 1948 war er Mitbegründer der avantgardistischen Künstlergruppe Dau al Set, die sich an Surrealismus und Dadaismus orientierte. Seine frühen Arbeiten zeigten Einflüsse von Joan Miró und Paul Klee. Bereits 1950 erhielt er ein Stipendium in Paris, wo er Jean Dubuffet und andere Vertreter der Art Brut traf.
Internationaler Durchbruch (1954–1970)
In den 1950er-Jahren entwickelte Tàpies seine charakteristische pintura matèrica. Er integrierte unkonventionelle Materialien wie Sand, Papier und Marmormehl in seine Werke. Ausstellungen bei der Biennale in Venedig (1952, 1954, 1958) und der Documenta in Kassel (1959) machten ihn international bekannt. In den 1960er-Jahren wandte er sich politischen Themen zu und setzte sich in seiner Kunst für katalanische Identität ein.
Spätwerk und Vermächtnis (1971–2012)
Ab den 1970er-Jahren experimentierte Tàpies mit neuen Formen, wie der Einbindung von Möbelteilen in seine Werke. 1984 gründete er die Fundació Antoni Tàpies, um moderne Kunst zu fördern. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestellt und prägten die Kunst des 20. Jahrhunderts. Antoni Tàpies starb am 6. Februar 2012 in seiner Heimatstadt Barcelona.